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Europa

Die ersten drei Monate durch Europa betrachtete ich als Warmlaufphase um mich wieder an das einfache Leben mit Zelt und Kocher zu gewöhnen, meiner Ausrüstung einen Testlauf zu geben bevor es ins staubige Afrika ging. Es war gar nicht so einfach sich einen Abfahrtstermin zu setzten wenn man mal ganz ohne Zeitliche vorgaben ist. Mein Vater half mir dabei den ersten Schritt zu machen und begleitete mich die vier Tage bis nach Bozen (Südtirol), ein knackiges Vorhaben gleich zu Beginn die Alpen überqueren und Südtirol in der kurzen Zeit zu erreichen. Auch wenn sich diese Tage als fast die anstrengendsten meiner gesamten Tour entpuppten war es ein wunderschöner Start. Es half mir ungemein einen Menschen dem man so nahe ist bei mir zu haben um mich auf den Weg zu bringen, fühlte mich wie ein Kind geborgen uns sicher. Der Abschied fiel nicht leicht, das letzte loslassen von vertrauten Menschen - mein Vater überließ mich meinem Glück.

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Die ersten Schritte alleine

Nun war ich ganz auf mich gestellt und machte meine ersten Schritte in Richtung Rezeptoren spitzen und mich der Welt zu öffnen, die Scheu Fremde anzuquatschen mit denen ich vielleicht nicht mal eine gemeinsame Sprache finde. Merkte je weiter ich mich von zentral Europa entfernte umso freundlicher und aufgeschlossener waren die Leute. In Kroatien ging es dann langsam los, die Leute zeigten Interesse mit einem zu plaudern, sie hatten wenig scheu dem komischen Fremden gegenüber und wollten herausfinden was der da mit Sack und Rad macht. Eine lehrreiche Begegnung war die mit Paul, ein Berliner den ich kurz vor Triest traf, er war auch mit dem Rad unterwegs und fuhr ohne großen Plan durch die Gegend, wollte eigentlich nur mal nach Kroatien schauen. Klasse, verstanden uns blendend wonach wir die nächsten sechs Wochen 24h zusammen bis nach Athen weiter radelten. Paul konnte nur deutsch und ich war verblüfft wie er erfolgreich mit seiner Berliner Schnauze den Leuten beim Bäcker oder Kaufladen seine detaillierte Bestellung vermittelte. Oft geht es nicht unbedingt genau um die selbe Sprache oder Betonung, der Versuch zu kommunizieren reicht manchmal völlig aus.

In Kroatien hatten wir schon etwas mehr Kontakt mit der Bevölkerung, viele konnten sogar deutsch und wurden auch mal in einen Vorratskeller eingeladen, durften Schnaps und eingemachtes Gemüse probieren. Genossen die Fahrt ins teils noch kriegsgezeichnete Hinterland und badeten im herrlich blauen Adriatischen Meer. Im Vergleich zu den oft edlen Italienern waren die Kroaten schon zugänglich und gastfreundlicher auch wenn sie eine leicht raue, ernste Art entgegneten. Montenegro überraschte mich, sehr offen und lebhaft ging es dort zu, auch schien das Land freizügiger mit nackter Haut auf Werbetafeln umzugehen, die Reize drangen sogar bis auf die Radfahrer durch :-). Wir hielten uns nur kurze Zeit in dem kleinen Land auf, besorgten uns noch die ersten reifen Früchte am Straßenrand und überquerten dann nach Albanien.

Erste Begegnung mit armen Europäern

Wow, hoppla hopp, da wehte definitiv ein anderer Wind und auch das Wohlstandsniveau war deutlich gesunken. Hydrantendeckel fehlten fast überall da es dafür wohl beim Eisenhändler Bares gab. Bei dem Gedanken mal plötzlich von der Bildfläche zu verschwinden gewöhnte man sich schnell, seinen Blick auf die Straße zu schärfen. Es war jedoch anstrengend, da es soviel Neues, Anderes zu entdecken gab. Schweine, Ziegen und Hühner wackelten in den Dörfern über die Straßen, viele Kinder lebhaft spielend, teils rannten sie auch neben uns her. Ein gegenseitiges Interesse entstand, sie fragten sich "wer sind die zwei mit dem Rad?", wir fragten uns über deren Leben das bereits so anders schien als wir es kannten. Es roch überall nach verbranntem Plastik das am Straßenrand angezündet wurde, Bäche die im Müll erstickten. Ich glaubte so was erst in Afrika zu finden und siehe da, gar nicht so weit weg von zuhause sieht es schon gravierend anders aus. Paul wurde das etwas zu viel und fühlte sich unwohl und unsicher in dieser Umgebung. Ich hingegen war mental schon auf solche Umstände eingestellt.

Die Schönheit Griechenlands

Wir fuhren dann ziemlich schnell, meist auf Autobahnen, durch Albanien um nach Griechenland zu kommen wo Paul wieder auflebte, er meine in seinem vorherigen Leben ein Grieche gewesen zu sein. Genossen die herrlich bergige Landschaften entlang der Küste, idyllische Örtchen, Mini Läden, Feigen und Obst das entlang der Straße verkauft wurde, das leckere Essen, vor allem Bäckereien in denen noch wirkliche Handwerkskunst gezeigt wurde. Trafen auf unserer gemeinsamen Tour einige Gleichgesinnte die mit dem Rad unterwegs waren und tauschten uns aus. In Athen war dann erstmal Ausruhen angesagt und die Verabschiedung von Paul der wieder nach Berlin flog. Ich schipperte mit einem französischen Radpärchen weiter auf die Insel Kalymnos wo sie vorhatten zu klettern. Wollte das schon immer mal ausprobieren und hier war meine Zeit gekommen, knapp zwei Wochen Intensiveinstieg mit einer bunten Mischung an Leuten aus allen Herren Länder. Genial.

Einrollen in die muslimische Welt

Ich verabschiedete mich nach einem Kurzbesuch auf der Insel Kos von Griechenland, dem Reich von Ziegen, Feta, Oliven und Wein um mit dem Schiff in die Türkei überzusetzen. Mir fiel als Kind bei Urlauben schon auf dass die Leute hier sehr offenherzig und einladend sind. Genauso hatte ich es wieder erlebt und stellte fest, umso weiter ich mich von zuhause entferne umso wohler fühlte ich mich mit immer netter, offener, gastfreundlicheren Menschen. Wurde überrascht wie gelassen die Leute hier mit ihrer Religion, im Vergleich zu Türken in Deutschland, umgehen. Traf auf einige Homosexuelle, teils war ich ganz schön verdutzt, weiß nicht ob das ein Zufall war, hätte dies jedoch hier nicht so direkt erwartet. Genoss die türkische Küche die weit über den Döner hinaus reicht. Die Wärme entlang des Meeres, herrliche Landschaften voll übersaht mit historischen Merkmalen. Theater aus der Antike ragen aus dem Nichts einfach so empor, unvorstellbar wie das früher hier wohl war. Entlang der Küste verlief der Lycian Way, ein echtes Highlight der Türkei. Umwerfend schöne Felsküste mit bezaubernden Buchten zum baden und immer wieder Bauwerke aus alten Zeiten zu entdecken. Nach einem Regentag fragte ich mich aufgeweicht nach ein paar Pensionen durch, landete bei einem Herrn der zwei Zimmer vermietet. Wie es der Zufall wollte war im Nebenzimmer ein lässiger Schweizer auch mit dem Rad hier, wir fuhren gemeinsam weiter, fanden die Kirche von St. Nikolaus (was in der Türkei?) schauten uns die endlos brennenden Feuer von Olympos an bis es dann in Antalya mit meinem Teil der Türkei zu Ende war.

Wie nun nach Afrika rüber kommen?

Im Dezember war ich dann in der Türkei angekommen, erkundigte mich nach der Kanadierin die jedoch im Iran Probleme hatte und etwas durch den Wind war. Sporadischer Kontakt und abschreckende Unterhaltungen leißen mich etwas zweifeln Afrika mit ihr zu durchqueren. Sammelte gute Erfahrungen, stärkte meinen Geist auf den drei Monaten durch Europa wonach ich mir immer besser vorstellen konnte Afrika alleine anzupacken. Ok, sagte ich mir, die Sache mit ihr ist zu wacklig und unzuverlässig, ich versuche mich nicht mehr ihrem Zeit(ver)plan anzupassen und schau alleine weiter, falls der Zufall es will treffen wir uns später. Zu Beginn meiner Reise war bereits klar, durch Syrien zu kommen könnte schwierig werden, die politische Situation sowie das Blei in der Luft schreckte mich vor einem Versuch ab. Der Fährbetrieb zwischen der Türkei und Ägypten war auf Grund der Revolution in Ägypten eingestellt. Es blieb nur noch die Option über den Teich nach Ägypten zu fliegen. Entschied mich zu einem Flug zurück nach Deutschland, ich wollte die Feiertage mit Familie verbringen um dann im neuen Jahr mit Afrika richtig durchzustarten.